Das Informationszeitalter Previous item Tipping Point Next item Enterprise 2.0

Das Informationszeitalter

Mit den neuen Kommunikationstechnologien ist, nach Manuel Castells, eine Revolution eingeleitet, eine neue Epoche der Menschheit, dessen physische, aber vor allem geistige Möglichkeiten ins Grenzenlose erweitert werden können. Information wird zum entscheidenden Rohstoff, aus dem alle gesellschaftlichen Prozesse und soziale Organisationen gebildet sind. Als neue Herausforderung steht die Erzeugung und Steuerung von Wissen, Informationen und Technologie zur Organisation der gesamten Gesellschaftsstruktur.

„Wenn die Informationstechnologie für unsere Zeit das ist, was die Elektrizität im Industriezeitalter war, so lässt sich das Internet sowohl mit dem Stromnetz oder dem Elektromotor vergleichen, denn es besitzt die Fähigkeit, die Kraft der Information über den gesamten Bereich menschlicher Tätigkeit zu verbreiten. Und genauso, wie die neuen Technologien der Energiegewinnung und -verteilung die Fabrik und den Großkonzern als die organisatorischen Grundlagen der Industriegesellschaft möglich machten, bildet das Internet die technologische Basis für die Organisationsform des Informationszeitalters: das Netzwerk“.

Der Unterschied zu früheren Revolutionen ist die erdumspannende Dimension. Sie betrifft die gesamte Bevölkerung und wird laut Castells zur Bildung einer Weltgesellschaft führen.

Nach Castells ist die Informationsgesellschaft eine Gesellschaftsstruktur, in der die Quellen der ökonomischen Produktivität, der kulturellen Hegemonie und politisch-militärischen Macht abhängig sind von der Gewinnung, Speicherung, Verarbeitung und Erzeugung von Information und Wissen.

Der dabei entstehende neue Gesellschaftstyp ist das Netzwerk, welches Castells als eine Art Raum von Strömen versteht. In diesem Raum kommunizieren oder interagieren Individuen entweder anwesend oder abwesend. Das Netzwerk selbst ist dabei in drei Ebenen aufgeteilt. Die erste Ebene wird durch den Kreislauf elektronischer Vermittlung gebildet. Diese grenzen den Raum ein, vergleichbar wie dies die Eisenbahnschienen im Industriezeitalter taten. Die zweite Ebene ist durch Knoten und Zentren der technologischen Infrastruktur festgelegt. Die Eigenschaften dieser Knoten sind je nach Funktion des Netzwerkes unterschiedlich. Die dritte Ebene betrifft die räumliche Organisation derer, die diese Knotenpunkte kontrollieren.

Die Transformation vom Industrialismus zum Informationalismus wird dabei als informationstechnologische Revolution beschrieben. Sie setzt eine Rückkopplungsspirale der Anwendung von Wissen auf Wissen in Gang, als Hauptquelle der Produktivität.

FÜR WEN INTERESSANT

Das Buch „Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft“ richtet sich an Soziologen, Politologen, Historiker, Medien- und Kommunikationswissenschaftler sowie Kulturwissenschaftler. Es gibt einen umfassenden Überblick über die Netzwerkgesellschaft bzw. Internetgesellschaft und ist für alle diejenigen interessant, die sich mit den Hintergründen der Erfolgsentwicklung des Internets bzw. auch die des Web 2.0 beschäftigen möchten.

URSACHEN FÜR DEN ÜBERGANG DER INDUSTRIEGESELLSCHAFT ZUR INFORMATIONSGESELLSCHAFT

Zwei parallele Entwicklungen sind für die informationstechnologische Revolution maßgeblich: Die Informationstechnologie und die Kommunikationstechnologie. Seit den 70er Jahren beschleunigte sich diese Entwicklung zunehmend. Das Zusammenwachsen der Informations- und Kommunikationstechnologie ermöglichte das Herausbilden des Internets.

Der Übergang zur Informationsgesellschaft wurde gefördert durch:

  • Die informationstechnologische Revolution, bestehend aus der weltweiten Verbreitung des Computers, der Telekommunikation und des Internets.
  • Die Krise des industriellen Kapitalismus und die Auflösung des national staatlichen Etatismus, die zu dezentralen Formen der Wirtschaft und Politik geführt haben.
  • Forderung der Wirtschaft nach Globalisierung und flexiblen Management.
  • Das Aufblühen sozialer Bewegungen, die sich gegen die bestehende Vorherrschaft globaler Systeme zur Wehr setzen.
  • Forderung der Gesellschaft nach individueller Freiheit, offener Kommunikation.
  • Kommunikation many-to-many wird durch neue Kommunikationstechniken möglich.
  • Durch den Vormarsch der elektronischen Technologien werden Wissen und Informationen zu „Produktivkräften“, woraus ein „informationeller Kapitalismus“ entsteht.

Beschleunigung findet dieser Übergang durch die Kommunikation von neuen Anwendungen und Veränderungen in Echtzeit. Ebenso wird die Rückkopplung durch den Konsumenten in Echtzeit kommuniziert. Im Internet ist jeder Konsument gleichzeitig Produzent.

GESELLSCHAFTLICHE VERÄNDERUNGEN

Die neue Wirtschaftsform: Informationalismus, Globalisierung, Vernetzung
Die neue Ökonomie ist informationell, global und in Netzwerken organisiert. Die Fähigkeit zur Produktion von Wissen, zur Verarbeitung und zum Management von Informationen bestimmt die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit aller ökonomischen Einheiten. Die Produktion, Konsumtion und Zirkulation sind auf globaler Ebene organisiert. Die Produktivität wird durch ein globales Interaktionsnetzwerk zwischen Unternehmensnetzwerken erzeugt. „Informationeller Kapitalismus“ ist nicht an staatliche Grenzen und regionale Märkte gebunden. Die Akteure sind multinationale Unternehmen und Firmennetzwerke, die jenseits der politischen Einflussnahme ihre weltumspannenden Geschäfte tätigen.

Auf dem heutigen dynamischen, nicht mehr kontrollierbaren Weltmarkt nimmt das Tempo des technologischen Wandels zu. Massenproduktionen werden zu steif und kostspielig. Sind die maschinellen Produktionsstraßen einmal eingerichtet und ist das Produkt dann auf dem Markt, hat ein Mitbewerber womöglich eine bessere Technologie bereits implementiert. Der Wunsch nach Individualisierung in der Gesellschaft und ein schneller dynamischer Markt begründen flexible Produktionssysteme, spezialisierte kleinere Unternehmen, die sich bei der Realisierung eines Produktes miteinander vernetzen. Mit einem Netzwerk kann interaktiv auf die Veränderungen des Marktes reagiert werden. Bei der Vernetzung kleiner Unternehmen bis hin zu individuellen Personen entstehen neuartige Netzwerkunternehmen (Interfirm networking) ohne feste Struktur, die projektbezogen auf Zeit arbeiten.

Das Netzwerk-Unternehmen
„[…] the only organization capable of nonprejudiced growth, or unguided learning is a network. All other topologies limit what can happen. […] Indeed, the network is the least structured organization that can be said to have any structure at all […]“

Ein Netzwerk ist flexibel und besitzt eine schnelle Anpassungsfähigkeit. Es besteht aus Knoten und flexiblen Verbindungen. Fällt ein Knotenpunkt aus, kann er problemlos mit einem anderen ersetzt werden. Sie haben keinen Mittelpunkt und sind dezentral organisiert. Netzwerke sind in alle Richtungen erweiterbar, sie breiten sich aus und „[…] erweisen sich vertikal organisierten Konzernen und zentralisierten Bürokratien im Konkurrenzkampf und in der Leistungsfähigkeit als überlegen. Trotz ihrer Vorteile im Hinblick auf Flexibilität hatten Netzwerke traditionell jedoch im Gegensatz zu zentralisierten Hierarchien ein ernstliches Problem: Sie hatten beträchtliche Schwierigkeiten dabei, Funktionen zu zentralisieren, Ressourcen auf spezifische Ziele zu konzentrieren und eine bestimmte Aufgabe zu erledigen, wenn das Netzwerk einmal eine gewisse Größe und Komplexität überschritten hatte. Anders als in der biologischen Evolution standen Netzwerke während des größten Teils der menschlichen Geschichte in ihrer Leistungsfähigkeit als Werkzeuge hinter zentral definierten Organisationen zurück, da diese in der Lage waren, Ressourcen für zentral definierte Zielsetzungen zu mobilisieren, wobei Aufgaben in rationalisierten, vertikalen Ketten von Befehl und Überwachung durchgeführt wurden.“ Mit der Einführung von computergestützten Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere dem Internet kann die Koordination von Aufgaben und Handhabung der Erfüllung von komplexen Aufgaben ermöglicht werden. Nach Castells wird mit dezentraler Arbeit und globaler, horizontaler Kommunikation eine „[…] überlegene Organisationsform für menschliches Handeln […]“ bereit gestellt.

Transformation von Arbeit und Beschäftigung
Zu den Charakteristiken des neuen Arbeitsmarktes zählen: Teilzeitarbeit, befristete Arbeitsverhältnisse, Selbständigkeit, gemischte Berufsprofile, freie Mitarbeiter, informelle und halb-formelle Arbeitsarrangements und eine unbedingte berufliche Mobilitätsbereitschaft. Die flexible Arbeit wird zur vorherrschenden Erwerbsform.

Die Kultur der realen Virtualität
Für Castells ist der „Geist des Informationalismus“, wie er ihn in Anlehnung an Max Weber formuliert, die Kultur der „kreativen Zerstörung“, die auf die Geschwindigkeit der licht-elektronischen Schaltkreise beschleunigt wird, die ihre Signale verarbeiten. Mit dem TV und multimedialen Anwendungen bildet sich eine „Kultur der realen Virtualität“. Alle Wirklichkeiten werden durch Symbole repräsentiert, so dass jede Realität virtuell wahrgenommen wird.

Raum der Ströme
Die technische und organisatorische Möglichkeit, die Gleichzeitigkeit sozialer Praxis ohne geografische Nähe zu gewährleisten lässt Orte in einen planetaren „Raum der Ströme“ auflösen. Als Ströme bezeichnet Castells Ströme von Kapital, Information, Technologie, organisatorischer Interaktion, Bilder, Töne, Symbole, … Innerhalb eines Netzwerkes gibt es keine Entfernungen. Das Angebot und die Nachfrage ist global. Gesellschaften vernetzen sich über Städte- und Ländergrenzen hinweg. (Entgrenzung) „Places do not disappear, but their logic and their meaning become absorbed in the network.“ Bedeutsam für Raumstruktur im Informationszeitalter sind „creative Milieus“. Diese bilden an einzelnen Orten Cluster von qualifizierten Mitarbeitern und Zuliefern, die die technische Innovation vorantreiben.

Zeitlose Zeit
Zeit ist nach Leibniz die Ordnung der Abfolge von Dingen. Die messbare, lineare Uhr-Zeit wird im „Raum der Ströme“ aufgelöst. Die Abfolge von Ereignissen wird mit dem Internet in Unordnung gebracht und gleichzeitig gemacht. Es entsteht eine Gesellschaft in immer währender Flüchtigkeit. Castells beschreibt dies als die „zeitlose Zeit“.

Der Staat
Mit dem Internet werden Grenzen aufgelöst. Menschen kommunizieren projekt- oder interessenbezogen über staatliche Grenzen hinweg. Der Nationalstaat verschwindet nicht, er transformiert sich zum Netzwerkstaat. Der Netzwerkstaat ist „[…] ein Staat, der aus einem komplexen Netz von Machtteilhabe und aus Prozessen verhandelnder Entscheidungsfindung zwischen internationalen, multinationalen, nationalen, regionalen, lokalen und nicht-staatlichen politischen Organisationsformen besteht.“

ZENTRALISIERUNG VS. DEZENTRALISIERUNG

Mit dem Internet werden Informationen zentralisiert und gleichzeitig bietet es die Möglichkeit der dezentralisierten Rezeption und Weiterverarbeitung dieser. Menschen arbeiten ortsunabhängig (dezentral) gemeinsam an einem Projekt (zentral).

INDIVIDUALISIERUNG VS. ENTINDIVIDUALISIERUNG (VERNETZUNG)

Mit dem Herauslösen aus Hierarchien bekommt der einzelne Mensch mehr Selbstverantwortung. Mit zunehmender Individualisierung endet das Massenpublikum und mit ihm die Massenmedien. Durch neue interaktive Netzwerke stellen sich die Medien zur Übermittlung von Botschaften stark differenziert dar.
Durch die Erweiterung des Informationsraumes mittels neuen Informationstechnologien finden sich immer mehr ähnliche Menschen. Menschen die vorher einer imaginären Subgruppe angehört haben, vereinen sich jetzt über das Internet in Massen. Das Vernetzen von Individualisierten Minderheiten kann gleichzeitig als Entindividualisierung angesehen werden. Gesellschaftliche Minderheiten, wie z. B. Schwule oder Feministinnen bilden virtuelle Gemeinschaften über Grenzen hinweg.
Gleichzeitig bildet dies eine Gefahr für die Kriminalität. Kleine lokale, ethnische kriminelle Gruppen vernetzen sich und können zu globalen Netzwerken wachsen.

IDENTITÄT IN DER NETZWERKGESELLSCHAFT

Als Identität definiert Castells den Prozess der Konstruktion von Bedeutung auf der Basis einer kulturellen Eigenschaft oder einer Menge von zusammenhängenden kulturellen Eigenschaften, der/den vor anderen Quellen der Bedeutungsfindung Vorrang gegeben wird/werden.

Er unterscheidet drei Arten von Identität: Legitimierende Identität, Widerstandsidentität und die Projektidentität, wobei er Letztere als Hauptquelle des sozialen Wandels in der Netzwerkgesellschaft sieht. Die legitimierende Identität hat ihre Quelle in einer dominanten Institutionen und dient der Rationalisierung und Erweiterung vorherrschender Strukturen. Die Widerstandsidentität bildet sich aus einem Gefühl der Entfremdung und bildet oft die Grundlage für die Projektidentität.

In Netzwerkgesellschaft ist die persönliche Identität eher definiert ist als Verhältnis zum Netzwerk als zur Familie, Staat, Stamm, … Vorherrschend waren ethnische Gemeinschaften, die sich durch gleiche sprachliche und kulturelle Eigenschaften definiert haben. Die Identität war bestimmt durch die Religion, das Land und die Familie in der man geboren ist. In globalen Netzwerken bilden sich Interessen- und Projektgruppen, die durch einen gemeinsamen Sinn gestiftet und erhalten werden. Die persönliche Identität wird durch ihre Projekte definiert.

Zu dieser globalisierten Netzwerkgesellschaft werden traditionsbehaftete Gegenbewegungen sichtbar, wie z. B. Der islamische Fundamentalismus.

DIGITAL DEVIDE UND ENTSTEHUNG EINER „VIERTEN WELT“

Dort wo der Austausch von Daten, Wissen und Informationen für einen Anstieg der Produktivität sorgen, entsteht eine soziale Bruchlinie. Menschliche Aufgaben können zunehmend von intelligenten Robotern automatisiert übernommen werden. Wie zur Industrialisierung als große Maschinen hunderte Menschen ersetzten, schicken in der informationstechnologischen Revolution intelligente Maschinen die Menschen ohne nötige Bildung in die Arbeitslosigkeit.
Das Internet wird immer mehr zum Schlüsselmedium für die Wirtschaft, Bildung und sozialer Interaktion. Wie auch beim Fernsehen fordert es einen Medienkompetenz die richtigen Informationen heraus zu finden, zu wissen wo und wie gesucht werden muss.

Manuel Castells spricht von einem „Digital Devide“ als neue Form der Rassenungleichheit. Was in der industriellen Ära die Ausbeutung der Schwachen war, ist heute die Ausschließung der Menschen ohne nötige Bildung oder technischen Voraussetzungen. Menschen ohne den Zugang zum Netz bilden die „Vierte Welt“.

DREI HERAUSFORDERUNGEN FÜR DAS INFORMATIONSZEITALTER

Manuel Castells nennt für das Informationszeitalter drei Herausforderungen, mit dem der Digital Devide minimiert werden kann:

  1. Globale und freie Kommunikation für alle
  2. Vermeidung von Exklusion aus den Netzwerken
  3. Verbreitung der Kompetenz der Informationsverarbeitung und der Produktion von Wissen

FAZIT UND KRITIK

Manuel Castells Ausführungen gleichen die eines Visionäres. Als einer der ersten hat er die Entwicklungen des Internet in einen phylosophischen Mantel gehüllt. In dem Buch „Aufstieg der Netzwerkgesellschaft“, welches in Amerika bereits 1996 veröffentlicht wurde, beschreibt er schon damals heutige Enterprise 2.0 Ansätze, bei denen hierarchisch geführte Unternehmen in horizontale Netzwerke gewandelt werden. Castells zeigt auf, wie die Netzwerkgesellschaft durch (Web 2.0-) Mechanismen für die demokratische Meinungsbildung und politische Entscheidungsfindung neue Möglichkeiten eröffnet. Er warnt aber gleichzeitig vor einer Amerikanisierung der europäischen Politik.

Offen bleibt Castells die Beantwortung der Frage ob das Internet die Entwicklung neuer Gemeinschaften begünstigt. Nach über 400 Seiten kommt er zu dem Schluss, dass Menschen am Bildschirm zwar ein Parallelleben führen können, aber dennoch durch ihr physisches Ich gebunden seien.

Schlüssig beschreibt Castells die Kommunikationsprozesse im Internet. Mit dem Medium Internet wird keine Massenkultur geschaffen, sondern es wird unweigerlich das Massenpublikum in einzelne, oft voneinander isolierte Kommunikationswelten getrennt. Dieser Ansatz wird heute durch die unzähligen verschiedenen sozialen Netzwerke und der darin sich befindlichen Gruppen umso deutlicher. Diesen Trend sieht Castells als ein weltweites Gewebe individualisierter, interaktiver Kommunikation, die spontanen, informellen Informationsaustausch zulässt.

Er hat sich die Mühe gemacht alles das zu analysieren, wo die Vernetzungslogik schon konkrete Gestalt angenommen hat, wie die Aktienmärkte, Straßenbanden, Drogenkartelle, Fernsehsysteme und Multimedia-Unternehmen.

Das Fazit selbst zieht Castells erst zum Schluss seines dritten Bandes, was für Leser des ersten Bandes absolut unvorteilhaft ist. Etwas verzeihen kann man dies Castells, da er es bereits im Vorwort ankündigt und die drei Bände von Beginn an nicht als eigenständige Publikationen geplant waren.

Der erste Band bezieht sich auf Netzwerke, der Zweite bezieht sich auf die Identität und das Ich und der Dritte auf die historischen Transformationen im letzten Abschnitt des 20. Jahrhunderts als Ergebnis der ersten beiden Bände.

Die Menge an Details erschweren das Lesen stark. Die ganze Monumentalität der drei Bände lassen diese ca. 1.500 Seiten neben „Das Kapital“ gut aussehen. Aber vielleicht ist auch gerade deshalb mit dem Folgewerk „Die Internet-Galaxie“ noch einmal ein Werk entstanden, was die eigentliche Kernentwicklung – das Internet – fokussiert und auf knapp 300 Seiten zusammenfasst. Am Ende des Lesens bleibt das Gefühl, dass man wahrscheinlich gerade ein geschichtlich bedeutsames Werk gelesen hat: Denn wir leben bereits in der Netzwerkgesellschaft und können uns dieser nicht mehr entziehen. Umso interessanter ist es also die Ursachen und Folgen zu verstehen.

Über Manuell Castells

Manuel Castells wird laut der Zeitschrift The Economist als „der erste große Philosoph des Cyberspace“ bezeichnet. 2002 beschreibt ihn das Internetmagazin TELEPOLIS als „Voltaire des Informationszeitalters“.

Der amerikanische Soziologe spanischer Herkunft beschäftigt sich bis zu seinem Besuch im Silicon Valley Anfang der 90er mit Stadtsoziologie (Urban Sociology und Social Movements). Beeindruckt von den Möglichkeiten des Internets schafft er mit seiner Trilogie über das Informationszeitalter den umfassendsten Versuch einer sozialen Theorie über unsere heutige Gesellschaft. Er beschreibt die sozialen Transformationen in einer globalisierten Welt, ausgelöst durch die neuen vernetzten Kommunikationstechnologien. Mit dieser soziologischen Gegenwartsanalyse beschreibt Castells die heutige Weltgesellschaft mit dem Internet als zentrales Kommunikationsmedium. Seine Theorien bezeichnen eine neue Gesellschaftsform, die sich mit den Begriffen Informationsgesellschaft, Wissensgesellschaft und Netzwerkgesellschaft beschreiben lässt.

Manuel Castells ist am 9.2.1942 in Hellin, Spanien geboren und in Valencia aufgewachsen. Er studierte von 1958-62 Recht und Volkswirtschaft an der Universtät Barcelona. Als studentischer Aktivist gegen die Franco-Diktatur floh er nach Paris, wo er an der Universität Paris-Sorbonne 1964 sein Master und 1965 sein Diplom ablegte. 1967 promovierte er als Doktor für Soziologie und erwarb ein Doktorat in Humanwissenschaften. Mit 24 Jahren wurde Castells zum jüngsten Professor berufen und unterrichtete Methoden sozialer Forschung in Sorbonne. Er forschte hier auf dem Gebiet der urbanen Soziologie. Von 1970 bis 1979 lehrte er Stadtsoziologie in Paris. 1972 publizierte er sein erstes Buch mit dem Titel „La Question Urbaine“, welches in zehn Sprachen übersetzt und weltweit ein Klassiker wurde. Castells gilt damit als einer der Begründer der New Urban Sociology.

1979 zieht es ihn nach Amerika und wird dort bis 2003 zum Professor für Stadt- und Regionalplanung und Soziologie an der University of California, Berkeley, berufen. In dieser Zeit fungiert er ebenso als Vorsitzender des Center for Western European Studies, ist Komiteemitglied des Institute for International Studies und College of Environmental Design. Zwischen 1983 und 1993 wird er zusätzlich zum Professor und Direktor am Insititut für Sociology of New Technologies an der Universidad Autonoma de Madrid berufen. Seit 2001 ist er Research Professor an der Open University of Catalonia (UOC), in Barcelona und seit 2003 Professor of Communication an University of Southern California (USC). An der Annenberg School of Communication hat er den Lehrstuhl für Kommunikationstechnologie und Soziologie inne. Als Gastprofessor war er an 15 weiteren europäischen, US- und lateinamerikanischen, kanadischen und asiatischen Universitäten tätig; er hielt Lesungen an über 300 akademischen Einrichtungen in rund 40 Ländern.

Daneben arbeitete Castells als Berater in unmittelbarer Politiknähe u.a. bei der European High Level Expert Group on the Information Society, Unesco, International Labour Office, United Nations Development Program, Center on Public Diplomacy, US Agency for International Development, European Commission sowie für die Regierung Mexiko, Chile, Frankreich, Equador, Brasilien, Spanien, Portugal, China und die Russische Föderation.

Er schrieb 19 Bücher, über 100 Fachartikel, war Co-Autor bei 22 weiteren Büchern, 42 mal Berater für Doktorarbeiten und Berater von 21 akademischen Magazinen. Sein bisher wohl bedeutendster Beitrag zur Soziologie ist die Trilogie zum Informationszeitalter, welches er zwischen 1996 und 1998 schrieb. In seinem jüngsten Buch beschäftigt er sich damit, wie die kabellose Informations- und Kommunikationstechnologie die Gesellschaft verändert.

2005 wird er von der European Commission zum Gründungsmitglied des Scientific Council of the European Research Council ernannt. 2006 ist er Gastprofessor für Internetstudien an der Oxford Universität.

Castells lebt in Barcelona und ist mit Emma Kiselyova verheiratet. Er hat zwei Kinder und drei Enkelkinder. Er spricht sechs Sprachen.

QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

Fachbücher
Castells, Manuel: Die Internet-Galaxie: Internet, Wirtschaft und Gesellschaft. Vs Verlag, 2005

Castells, Manuel: The Internet Galaxy. Reflections on Internet, Business, and Society. Oxford University Press, 2001

Castells, Manuel: The Information Age: Economy, Society, and Culture, Volume 1: The Rise of the Network Society. Blackwell Publishers, Oxford, 1996

Castells, Manuel: The Information Age: Economy, Society, and Culture, Volume 1: The Rise of the Network Society. Second Edition Blackwell Publishers, Oxford, 2000

Castells, Manuel: Das Informationszeitalter, Bd. 2: Die Macht der Identität. Leske und Budrich Verlag, Leverkusen, 2002

Internet
Homepage Manuel Castells: http://www.manuelcastells.info

Homepage bei USC Annenberg: http://annenberg.usc.edu/Faculty/Communication/CastellsM.aspx

Homepage bei University of California, Berkeley: http://sociology.berkeley.edu/faculty/castells/

The Rise of the Network Society, Manuel Castells Globalisierungsepos:
http://viadrina.euv-frankfurt-o.de/~sk/SS99/global/castells_the.html

Rezension zu Manuel Castells: Die Internet-Galaxie. http://www.socialnet.de/rezensionen/2825.php

Rezension zu Manuel Castells: Das Informationszeitalter: http://www.perlentaucher.de/buch/8439.html

Mielke, Thomas: Netzwerkgesellschaft zwischen Analyse und Konstruktion gesellschaftlicher Produktivität: http://home.arcor.de/tmielke/nwgespr.html

Telepolis (Fehrenbach, Gabriel): Die Theorie zur Euphorie, 9.03.2002:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/11/11996/1.html

Telepolis (Castells, Manuel): Europäische Städte, die Informationsgesellschaft und die globale Ökonomie: ttp://www.heise.de/tp/r4/artikel/6/6020/1.html

Zeit.de (Heidebrink, Ludger): Wie die Information uns verwirrt, 30.04.2003:
http://www.zeit.de/2003/19/ST-Castells

Zeitschriftenartikel
DER SPIEGEL: Die Welt im 21. Jahrhundert: ÜBERLEBEN IM NETZWERK. Seite 148, 2000

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen